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Stahlhart seit 100 Jahren

Ausführung:

Ein Umkleidespind ist ein Umkleidespind? Von wegen! Denn es sind die Details, die den großen Unterschied machen. Die schwäbische Firma Kessler & Söhne hat das verstanden und eine anerkannte Qualitätsmarke geschaffen. 2021 feiert Kessler & Söhne 100. Jubiläum. Eine kurze Zeitreise:

Die 20er und 30er-Jahre.

Was am 18. November 1921 passiert, würde man heute als „Spin Off“ bezeichnen: Die elektrotechnische Fabrik UNIONWERK MEA mit Sitz in Stuttgart-Feuerbach gründet ihre Abteilung „Eisenwerk" aus. Der junge Betrieb nennt sich Württembergisches Eisenwerk GmbH. Der Name ist Programm: 

Gefertigt werden hauptsächlich Schmiedeteile, aber auch Stahlblech-Garderobenschränke. Anfang der 30er-Jahre geht das Unternehmen wirtschaftskrisenbedingt in die Knie, bis  

1933 sich ein gewisser Paul Kessler, seines Zeichens Oberingenieur, in die Firma einkauft.

„Stahl“ hat Paul Kessler sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen – die Familie Kessler betreibt seit 1739 eine Schlosserei. Darüber hinaus ist Paul Kessler eine exzellente Führungskraft mit einem sicheren Gespür für die wirtschaftlichen Potenziale eines Unternehmens. Unter seiner Leitung floriert der Betrieb und entwickelt sich zu einem anerkannten Unternehmen seiner Branche. Schon 1937 legt Paul Kessler den Grundstein für die Zukunft, er holt seine Söhne Franz und Rudolf in das Unternehmen. Die beiden werden jedoch schon 1939 zum Kriegsdienst einberufen. Es folgen harte Jahre.

 

Die 40er, 50er und 60er-Jahre.

Am 21. Februar 1944 zerstört einer der verheerendsten Bombenangriffe große Teile von Stuttgart-Feuerbach. Von dem Betrieb bleiben nur noch Schutt und Asche übrig. Doch die Kesslers lassen sich nicht entmutigen. Nach der Heimkehr von Franz und Rudolf machen sie Vater und Söhne an den Wiederaufbau.  Dabei müssen sie sich gegen viele Widrigkeiten stemmen – fehlende Materialien, ein Mangel an Mitarbeitern, eine beinahe wertlose Währung und die Besatzer, die über allen Unternehmungen mit Argusaugen wachen. Während dieser schwierigen Zeit wird eine Anfrage der Deutschen Kohlenbergbauleitung für die Kesslers zur Weichenstellung für die künftige Geschäftsentwickelung: Die Bergleute im Ruhrgebiet benötigen Stahlgarderoben- und Wäscheschränke.

Mit der Währungsunion im Jahr 1948 kommt der Aufschwung. Auch für das Württembergische Eisenwerk. In den 50er-Jahren entstehen ein neues Fabrikgebäude und ein Büro- und Kantinengebäude. Ein eigener Fuhrpark mit Großraumlastwagen ermöglicht Transporte über die deutschen Grenzen hinaus und die Württembergische Eisenwerk GmbH wird umfirmiert in Kessler & Söhne Württembergische Eisenwerk OHG. Umsatz und Mitarbeiterzahl wachsen auch in den 60er-Jahren unaufhaltsam. In der Folge platzen die erst 1950 bezogenen Räumlichkeiten aus allen Nähten. 1963 wird ein neues 4-stöckiges Gebäude errichtet und im Oktober bezogen.

Drei Monate später, am 1. Januar 1964, verstirbt Seniorchef Paul Kessler unerwartet an einem Herzinfarkt. Die Geschicke des Unternehmens liegen nun ganz in den Händen der zweiten Generation – Franz und Rudolf Kessler.

 

Die 70er, 80er und 90er-Jahre.

Die Entwicklung in den 70er- und 80er-Jahren wird vorangetrieben von wegweisenden Erfindungen von Rudolf Kessler. Zum Besteller wird der „leise Schulspind“, der mit schallhemmenden Türen ausgestattet ist. Für die damals populären Seebäder ertüftelt Rudolf Kessler einen speziellen Schrank mit 80 cm Tiefe. Darin können Dauergäste auch ihre mitgebrachten Liegestühle deponieren. Mit neuartigen Schrankmodellen wie diesen erobert Kessler die Bildungseinrichtungen und sowie den damals schnell wachsenden Freizeit- und Sportbereich im Sturm. 

Der Erfolg und die Bekanntheit der Kessler-Schränke ruft den Wettbewerb auf den Plan. Kessler-Plagiate aus Billiglohnländern setzen die Brüder zunächst unter Druck. Doch Kessler bleibt der Billigkonkurrenz haushoch überlegen. Denn die Stahl- und Verarbeitungsqualität von Kessler ist unerreicht. Neben garantiert hoher Qualität kann Kessler mit einem weiteren Vorzug punkten, den die Anbieter von Massenware ebenfalls nicht bieten können: Flexibilität. Alle Kessler-Produkte können an spezifische Wünsche angepasst werden. Ob individuelle Größen, Sonderanfertigungen, Schrankgehäuse in der Firmenfarbe des Kunden oder eingestanzte Firmenzeichen – nichts ist unmöglich. Auch Unikate werden produziert.

1994 wird Franz Kessler´s Sohn Max-Paul Kessler geschäftsführender Gesellschafter. Er öffnet das Unternehmen für technologische Trends und moderne Fertigungsverfahren. 1996 wird eine AMADA Abkantpresse erworben und damit der erste Schritt in Richtung computergesteuerter Fertigung gegangen.

 

Die 2000er- und 2010er-Jahre.

Das neue Jahrtausend beginnt mit einem weiteren technologischen Meilenstein. Eine Pulverbeschichtungs-anlage wird in Betrieb genommen. 2005 tritt Michael Ostermeier, Sohn von Max-Paul und Karin Kessler, offiziell ins Unternehmen ein. 2009 werden mit einem Anbau neue räumliche Kapazitäten für die wachsende Vertriebsabteilung geschaffen. Die Bankenkrise erwischt zwar auch Kessler. Doch die Sparsamkeit der vergangenen Jahrzehnte zahlt sich in Krisenzeiten aus. Während viele straucheln, kommt Kessler relativ unbeschadet durch die schwere Zeit und plant bereitsweitere Investitionen zur Vergrößerung der Produktionskapazitäten. Nachdem Michael Ostermeier 2014 zum Geschäftsführer berufen wird, feiert man 2 Jahre darauf die Inbetriebnahme des neuen SALVAGNINI Stanz- und Biegezentrums. Die 34 Meter lange Anlage wird zum Herz der Kessler Produktion. 2018 wird Michael Ostermeier Gesellschafter. Damit ist Kessler & Söhne seit fast 100 Jahren inhabergeführt.

Höchste Qualität und Flexibilität sind bis heute die tragenden Säulen des Erfolgs von Kessler & Söhne geblieben. Typisch für Kessler ist beispielsweise die Materialstärke: Ein Schrank aus 0,9 mm starkem Stahl ist eine Investition für die Ewigkeit. Das schwäbische Traditionsunternehmen wird heute weniger als Standardproduzent wahrgenommen, sondern vielmehr als „Maßschneiderei“. Gefertigt wird oft nach Kundenwunsch. Wer mehr erwartet als einen normalen Schrank – 1,80 m hoch, 60 cm breit und 50 cm tief – kommt zu Kessler & Söhne.

Mit der 2017 eingetragenen Marke „Kessler Lifestyle since 1921“ geht Kessler Mitte 2018 in den B2C Bereich. Lifestyle Möbel mit Stil für Innen und Außen ist dieser Bereich auch eine Hommage an vergangene Zeiten.
Kurz nach dem Krieg wurden Feuerstellen zum Heizen der Ruinen und Sitzgelegenheiten benötigt. Auch Flaschenkästen (z. B. die Milchwerke Stuttgart) und Mülleimer wurden benötigt. Man fertigte quasi alles was gebraucht wurde und da auch Rohstoffe knapp waren, nutzte man u. a. auch Konservendosen der Alleierten als Werkstoff. Heute werden nicht nur Feuerstellen und Sitzbänke hergestellt, sondern auch Co2 neutrale Loungefeuertische, Gartenschränke, Hochbeete uvm.

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Einhundert Jahre Kessler & Söhne