Wenn Helfer nicht helfen können!
Wir spendeten neue Spinde an die Feuerwehr in Ahrweiler und waren vor Ort um mit den Feuerwehrleuten und einer Vertreterin der Stadt zu sprechen, was wir hörten, ging unter die Haut.
Hochwasser und Überschwemmungen gibt es nicht erst seit dem Klimawandel. Auch in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler trat die Ahr schon oft über die Ufer, das letzte Mal war das 2016. Als es fünf Jahre später am 14.07.2021 wieder zu regnen begann, ahnte noch niemand welche Katastrophe sie noch erwartete.
Durch die starken Regenfälle der vergangenen Tage führte die Ahr bereits Hochwasser. Die Profis der freiwilligen Feuerwehr Ahrweiler waren an diesem Tag schon fleißig mit Auspumpen von Kellern beschäftigt. Routine für die Frauen und Männer der Feuerwehr, die Helfer aus Überzeugung sind.
Doch was ist, wenn die Infrastruktur der Ersthelfer selbst so stark betroffen ist, dass sie nicht mehr helfen können?
Sieben Feuerwehrstationen gehören zur Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, drei davon stehen in der Nähe der Ahr. Im Ortsteil Ahrweiler steht der Rest des Feuerwehrhauses unmittelbar am Ufer. Als der Fluss seinen höchsten Pegel von geschätzten 7 m anstatt 60 cm erreichte war das das Aus für das Feuerwehrhaus.
„Die Ahr nahm einfach alles mit“, sagte uns Kay Burgraff, einer der drei verbleibenden Kameraden im Moment Dienst machen können, nur weil ihre privaten Häuser etwas höher standen als die ihrer Feuerwehrkollegen. Von insgesamt 200 Ehren- und Hauptamtlichen Feuerwehrleuten im Kreis waren 140 selbst von der Flut betroffen.
Die Geschäftsführung der Firma Kessler & Söhne überlegte nicht lange, als die Anfrage der Stadt nach einem Angebot für neue Spinde kam. So wie viele andere Unternehmen und private Helfer wollten wir auch unseren Teil beitragen und lieferten die neuen Schränke schnellstmöglich und kostenlos.
Die Dankbarkeit der Vertretern der Feuerwehr und der Stadt dafür, dass ehrenamtliche Feuerwehrleute einfach eine Möglichkeit haben ihre Kleidung aufzuhängen hat uns tief beeindruckt. Als während der Gespräche ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes zu uns kam und nach einem speziellen Schraubenzieher fragte, schüttelte Kay den Kopf mit den Worten: „Wir haben noch kein neues Werkzeug“. In diesem Moment wurde uns klar, 3 Monate nach der Katastrophe, ist hier noch sehr viel zu tun.
Auf die Frage was für ihn besonders belastend gewesen sei, antwortete uns Silvio Faulstich, „Ein Mensch, der vielleicht gerade um sein Leben kämpft, wählt den Notruf um dringend Hilfe zu erhalten und wir müssen ihnen sagen, dass wir nichts tun können, das ist sehr schwer auszuhalten“, so der Hauptbrandmeister. In der besagten Nacht gingen insgesamt 1300 Notrufe ein – fast alle konnten nicht bearbeitet werden.
Straßen und Häuser lassen sich wieder aufbauen, doch die psychischen Belastungen werden noch lange an den Menschen im Ahrtal, vor allem auch an den ehrenamtlichen Helfern, nagen.
Dafür wünschen wir allen viel Kraft und Zuversicht!